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Fast genau auf der Grenze zwischen den Kantonen Zürich und Aargau, in etwa 12 Kilometer von der Stadt Zürich entfernt, liegt der Egelsee, ein in mehrfacher Hinsicht besonderes Gewässer – und wenn man dann so wie ich das grosse Glück hat, diese Gegend bei dickstem Hochnebel erkunden zu dürfen, dann kann man sich auch die für den Alpenraum typisch zutiefst blutrünstige Sage, die sich um jenen See rankt, bestens in der eigenen Gedankenwelt vorstellen, zu jener Sage aber später mehr. Man kann auf den Bildern nicht erkennen, wie klein der Egelsee ist: Gerade einmal 0,02 Quadratkilometer misst seine Oberfläche (allerdings war dieser in der letzten Eiszeit entstandene See einst drei Mal so gross). Aber dieser kleine See ist stattliche 105 Meter tief! An seinem Grund sammelt sich kaltes und somit eher schwereres Wasser an, in welchem sich Ablagerungen und Zerfallsprodukte der Natur sammeln. Dieses Wasser enthält keinerlei Sauerstoff, somit existiert dort auch keinerlei Leben (angeblich sollen da unten diverse ertrunkene Menschen ruhen). Dieser Teil des Sees erhält keinerlei Frischwasserzufuhr, wird also nicht mit neuem Wasser durchmischt. Die oberen, sehr klaren und meistens ebenso kalten Schichten hingegen werden von an den Hängen herab fliessendem Wasser gespeist und aufgefrischt, hier finden sich zahlreiche Lebensformen wie zum Beispiel Barsche, Hechte, Rotaugen, Alet, Rotfeder und sogar der grösste einheimische Krebs, der Edelkrebs. Der See und seine Uferzonen werden stark geschützt, die angrenzenden Wälder weitestgehend sich selbst überlassen, was insbesondere bei Nebel den ganz besonderen Reiz dieses Gebietes noch zusätzlich unterstreicht. Einen noch wilderen, düsteren und geheimnisvoller anmutenden Wald als diesen habe ich, soweit ich mich entsinnen kann, noch nie gesehen. An eng begrenzten Bereichen des Sees darf man Baden, aber zum Schutz der hier lebenden Tiere und Uferzonen ausschliesslich ohne Luftmatratze und Schlauchboot, dennoch ist der Egelsee zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Je nachdem, von welcher Seite aus man sich jenem See nähert, wandert man an den inzwischen verlandeten Teilen des Sees entlang, der einen sehr weichen, morastig anmutenden Boden aufweist. Streckenweise kann man jenen typischen, sehr einzigartigen Duft von Torf in der Luft wahrnehmen. Man muss sich nur wenige Meter vom Uferrand in den Wald bewegen und schon spürt man einen deutlichen Temperaturunterschied, am oberen Ende des Sees in Richtung Spreitenbach sollten Sie auch mal einen Akustik-Test machen: Klatschen Sie mal in die Hände oder machen Sie sonst ein markantes (aber nicht zu lautes) Geräusch. Sie werden bemerken, dass hier der Klang des Raumes, beziehungsweise was dieser Raum dem eigenen Ohr zurück gibt, merkwürdig unbekannt und ungewohnt klingt.
Man kann den See nur zu Fuss erreichen, je nach Route stehen an die 30 bis 40 Minuten Fussweg bevor. Da der See auf 666 Metern Höhe über dem Meeresspiegel liegt, überwindet man auf jenem Weg auch so einige Höhenmeter, gutes Schuhwerk ist je nach Jahreszeit sehr empfohlen. Im Umland gibt es einige Parkiermöglichkeiten, zahlreiche Wanderwege führen durch jenes Gebiet, auch lässt sich der Egelsee problemlos über verschiedene ÖV-Anbindungen gut erreichen.
Aber wo ich nun schon die „666 Meter über dem Meeresspiegel“ („666“ gilt allgemein auch als die Zahl des Teufels…) erwähnt habe, so möchte ich nunmehr auf jene Sage eingehen. Wie es sich mit solchen Sagen oft verhält, lässt sich kein Zeitraum ermitteln, wann sich jene eine Begebenheit abgespielt haben soll. Aber das spielt auch keine Rolle, ausgestattet mit einem kreativen, recht bildhaft denkendem Gehirn kann man sich jene insbesondere bei Wetterlagen wie der, als ich dort war, hervorragen vorstellen. der Nebel war derart dicht, dass sich streckenweise keine Horizontlinie erkennen lies, auch keine Trennlinie zwischen Wasseroberfläche und Himmel, noch nicht einmal der Standpunkt der Sonne konnte mit dem blossen Auge ausgemacht werden. Eine recht „zwischenweltlich“ anmutende Atmosphäre, wenn Sie mich fragen! Aber nun zur Sage: Einst soll hier ein Raubritter mit Namen Riko gelebt haben, der tagtäglich plündernd durch seine Ländereien zog. Sein Schloss (oder auch seine Burg…) wurde von der Bevölkerung der Umgebung „Bauernweh“ genannt, was die Grausamkeit jenes Ritters nur allzu gut verdeutlicht. Auf dem Rückweg von einem seiner Raubzüge zu jenem Schloss plünderte er auch das Gut einer Frau, die ihren Mietzins nicht bezahlen konnte. Er trieb die gesamte Familie aus dem Haus, raubte deren Besitz und zündete am Schluss das Gut an. Die Mutter wollte zur Ernährung ihres jüngsten Kindes wenigstens eine Hand voll Mehl für einen Brei retten, worauf der Ritter das Kind in die Flammen warf und der Mutter entgegnete, dass dieses Kind nunmehr wohl keinen Brei brauchen würde. Voller Trauer betete die Frau am brennenden Haus zum Himmel, dass der Jammer, den Ritter Riko über das Land brachte, enden möge. In der folgenden Nacht zog ein schweres Unwetter über die Region, zahlreiche Blitze trafen die Burg des Ritters, worauf hin diese in einer tiefen Erdspalte versank. Am Tage darauf hatte sich über der versunkenen Burg in jener tiefen Erdspalte ein schwarzer See gebildet, der Egelsee. Obwohl der Ritter offensichtlich nicht mehr lebte und keinerlei Unheil mehr anrichten konnte, mied die Bevölkerung lange Zeit jenen See. Ob man nun solchen Sagen Glauben schenken mag oder nicht: So, wie der Egelsee an jenem Tag in dickstem Hochnebel im Wald lag, hätte man meinen können, dass sich all das erst vor sehr kurzer Zeit ereignet hatte…
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