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Pavillon Le Corbusier

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Le Corbusier (eigentlich Charles-Édouard Jeanneret-Gris) – für mich persönlich ein Visionär, welcher zumindest mein Interesse an Architektur bis zum heutigen Tage stark geprägt hat! Das hat unter anderem auch damit zu tun, dass ein paar seiner Bauwerke in meiner Geburtsstadt Berlin errichtet wurden, Bauwerke, die einerseits aus dem Rahmen fallen, für sich allein genommen aufgrund ihrer besonderen Gestaltung dennoch nicht nur zu ihrer Umgebung passen, sondern auch einen Sinn ergeben und die Umgebung verändernd erweitern. Aber Le Corbusier war nicht nur Architekt, ich würde ihn als ein Multitalent bezeichnen, der sich nicht nur mit Kunst, sondern auch mit der Gestaltung von alltäglichen Gegenständen sehr intensiv befasste. Nicht alles davon entspricht meinem Geschmack und dennoch sprechen mich seine Arbeiten immer wieder sehr an – und ich denke, sehr viele von Ihnen werden sicherlich einige seiner Werke kennen, auch wenn Ihnen der Name „Le Corbusier“ vielleicht gar nix sagt, aber dazu später mehr. Le Corbusier war und ist bis zum heutigen Tage eine recht umstrittene Persönlichkeit. Als Schweizer 1887 in La Chaux-de-Fonds geboren nahm er 1930 zusätzlich die französische Staatsangehörigkeit an (mir ist nicht bekannt, ob er ab jenem Zeitpunkt auch noch Schweizer blieb oder bleiben durfte) und leitete fortan von Frankreich aus viele seiner Projekte. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges bandelte er intensiv mit dem faschistischen Vichy-Frankreich an, machte aus seiner persönlichen Nähe zu jenem von Hitler-Deutschland geführten Teilstaat keinen Hehl, profitierte von vielen Zuwendungen. Diese Positionierung sollte ihm nach dem Krieg viel Ärger mit Berufskollegen auf der ganzen Welt eintragen, zahlreiche seiner Vorschläge für Architektur-Wettbewerbe wurden abgelehnt oder zumindest massiv abgeändert. Dennoch gelang es ihm, nach jenem unsäglichen Krieg in erstaunlich kurzer Zeit nicht nur wieder Fuss zu fassen, sondern auch wieder zu Ruhm zu gelangen. Seit 2016 gehören allein 17 seiner Bauwerke zum UNESCO-Welterbe. Wie kann das sein?

Bei allen Zweifelhaftigkeiten, für die Le Corbusier selbst im Laufe seines Lebens gesorgt hat, so muss „man“ ihm die Anerkennung zollen, dass er, nein, nicht der Gründungsvater, wohl aber der Perfektionierer des sozialen Wohnungsbaus und vor allem des neuen Bauens war. Er wurde vor allem von den Kommunen-Bauten in Russland, kurz nach der russischen Revolution entstanden, bald darauf auch von denen im österreichischen Wien inspiriert. Diese Bauwerke sollten vor allen den unteren Einkommensklassen jener Zeit einen modernen Wohnraum zur Verfügung stellen, nach vollkommen neuen Gesichtspunkten konzipiert, ausgelegt auf soziale Nähe der Bewohner untereinander – und das zu einer Zeit, als abgesehen von Russland und Österreich im gesamten Rest von Europa niemand daran dachte, vergleichbare Wege zu gehen – wir reden hier von einem Zeitraum von 1920 bis in etwa 1935 herum! In jener Zeit liess er sich auch von der Bauhaus-Bewegung aus Deutschland inspirieren, begegnete zahlreichen grossen Künstlern und Meistern jener Zeit, war ein unglaublich umtriebiger Mensch, aber die meisten seiner grossen Werke entstanden erst nach dem zweiten Weltkrieg. In zahlreichen Ländern Europas wurden Gebäude nach seinen Entwürfen gebaut, selbst Neubauten heutigen Datums greifen nachwievor auf Konzepte zurück, die seinerzeit Le Corbusier – nein, nicht erfunden – sehr wohl aber „salonfähig“ gemacht hatte.

Wann auch immer sie sich begegnet sind: Ab einem gewissen Tag tritt eine Frau mit Namen Heidi Weber in Erscheinung. Sie war eine Architektin, Innengestalterin, Künstlerin, Unternehmerin und auch Feministin, eine ausgesprochen mutige und kraftvolle Frau. Was auch immer diese beiden Menschen miteinander verbunden haben mag: Sie machte es möglich, dass der „Pavillon Le Corbusier“ heute in der Form sich so in Zürich der Öffentlichkeit zeigt, wie das nun einmal der Fall ist. Ursprünglich nannte sich dieser Bau „Heidi Weber Haus“, mit der Übernahme jenes Komplexes durch die Stadt Zürich wurde er umbenannt. Heidi Weber erteilte Le Corbusier den Auftrag, einen ganz bestimmten Entwurf aus seinem Schaffen zu realisieren, in etwa im Jahre 1966 oder 1967. Als allein erziehende Mutter finanzierte sich den Bau des Pavillions von Anfang bis Ende aus eigener Tasche – ohne jegliche Unterstützung von der Stadt Zürich. Heidi Weber durfte im Einvernehmen von Le Corbusier seine Werke kuratieren, sie war es, die den Exil-Schweizer dazu überredete, wieder in die Schweiz zurück zu kehren. Ganz offensichtlich war Heidi Weber von Le Corbusier sehr angetan und wollte ihm mit diesem Pavillion eine Art Denkmal setzen. Le Corbusier erlebte die Vollendung dieses Bauwerkes nicht mehr, zwei Jahre zuvor verstarb er. Bis 2019 war es jene Heidi Weber, die sich um den Erhalt und die Präsentation des Werkes von Le Corbusier ohne jegliche Unterstützung der Stadt Zürich mühte. Sie sorgte dafür, dass in jenem Pavillion zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen statt fanden, hier Dinge aus Le Corbusiers Schaffen gezeigt wurden, die vielen von uns bekannt sind, vor allem jene unglaublich modernen und dennoch so sagenhaft komfortablen Sitz- und Liegeelemente, die seit ihrer Entstehung immer wieder kopiert wurden und werden, deren Orginale aber sich in so ziemlich jedem namhaften Bauwerk neueren Baudatums vor allem öffentlicher Natur in ganz Europa anfinden! Um es unmissverständlich auszudrücken: Die Stadt Zürich verdankt es allein dem Engagement dieser mutigen Frau, dass nach der reichlich holprigen „Übernahme“ des Pavillions (um das mal ganz furchtbar diplomatisch auszudrücken) die Stadt Zürich mit diesem Kunstwerk in einem Zustand übernehmen durfte (!), der auch in vielen fernen Jahren noch zahlreiche interessierte Menschen anziehen und inspirieren wird. Ich denke, dass da die Stadt Zürich noch einmal gründlichst über die Bücher gehen sollte, wie „man“ mit Heidi Weber zu verfahren hat…

Auch wenn es so erscheinen mag: Der Pavillon Le Corbusier ist kein Wohnhaus, er ist ein Museumsbau. Auch wenn er so erscheint, als müsste man da „nur noch seine eigenen Dinge hinein tragen“, so war er niemals als Wohnraum konzipiert. In den ersten Entwürfen, die noch einen Bau vorwiegend aus Beton vorsahen, gibt es noch Schlafzimmer, aber weder Heidi Weber, noch Le Corbusier hatten jenes Bauwerk so geplant, dass auch irgendwann einmal jemand dauerhaft darin leben sollte. Dieser Museumsbau ist vielmehr eine begehbare Vision dessen, was machbar ist im modernen Bau, in der zukunftsorientierten Architektur. Auch wenn einiges oder gar vieles nicht dem eigenen Geschmack entsprechen mag, wie Le Corbusier sich modernes Wohnen vorgestellt hat: Fremd ist das niemandem von uns. Es sieht „nur“ anders aus. Die Visionen dazu aber sind weitaus älter, als sich das so manch ein Mensch vorstellen mag.

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