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Julier

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Zum Julierpass habe ich eine ganz besondere Beziehung. Er erinnert mich immer wieder an eine besonders schöne und gute Zeit in meinem Leben, als ich bereits dauerhaft von Deutschland in die Schweiz umgesiedelt war. Ich bin diesen Pass sicherlich seitdem an die acht bis neun Mal abgefahren, aber erst jetzt ist es mir gelungen, ein paar Bilder und Formulierungen zu finden, die in etwa ausdrücken, was mir dieser Pass bedeutet. Aber zunächst einmal die üblichen Hintergrundinformationen… Der Julier, der über seine volle Länge hinweg im Kanton Graubünden liegt, verbindet die Ortschaften Tiefencastel (genau genommen Bivio) und Silvaplana (und eben NICHT Sankt Moritz, wie das einige da draussen so gerne hätten). In der rätoromanischen Sprache lautet sein Name „Pass dal Güglia“, im Surmiran (einer auf diese Region begrenzte Variante des Rätoromanischen) „Pass digl Gelgia“ und in der italiensichen Sprache „Passo del Giulia“. Ganz ehrlich: Ich finde Rätoromanisch eine unglaublich spannende Angelegenheit! Auf der Passhöhe verläuft die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten des Rheins und der Donau. Erste nachgewiesene Nutzung Erfuhr der Julier – wie sollte es anders sein – durch die Römer. Ob Sie es nun glauben wollen oder nicht: Erst im Jahre 2019 wurden auf der Passhöhe Nachweise dafür entdeckt, dass die Römer hier oben sogar Kupfer abbauten. Den Römern war dieser Pass aus vielerlei Gründen sehr wichtig, über ihn eroberten und sicherten sie Germanien und Gallien, drangen tief in andere Regionen Europas vor. Bis ins Hochmittelalter hinein hatte der Julierpass eine zentrale Bedeutung, mit dem Bau des Gotthard- und dem Splügenpasses aber verlor er aber an Bedeutung, aber als Verbindung vom Mittelbündnerland bis ins Engadin ist er bis zum heutigen Tage sehr wichtig geblieben. Zwischen 1777 und 1992 wandelte sich dieser Pass zu der Erscheinungsweise, die man heutzutage erkunden kann. 1950 entstand durch den Bau eines Staudammes der „Lai da Marmorera“, ein ausgesprochen schöner Stausee, an dem es zwar nur wenige Parkiermöglichkeiten gibt, die aber jede für sich selbst wunderschöne Ansichten zu bieten haben. Natürlich hatte auch dieser Pass im zweiten Weltkrieg eine besondere Bedeutung. Als direkte Verbindung zwischen Nord und Süd entstanden bereits 1938 hier Abwehrkonstruktionen gegen einen möglichen Einfall des faschistischen Italiens unter Benito Mussolini. Viele davon sind bis zum heutigen Tage überdeutlich sichtbar. So sind die beispielsweise die zahlreichen grossen Steine auf der Passhöhe nicht einfach von irgendeinem benachbarten Berg herunter gekullert, sondern wurden bewusst dort hinbugsiert. Einige Bergmassive wurden mit entsprechenden Stellungen ausgebaut, wenn Sie sich die hier hinterlegten Fotos genau anschauen, so kann man einige dieser Sperrstellungen bis zum heutigen Tage noch gut erkennen – ein geübtes Auge vorausgesetzt. Ein „kleines“, aber typisch Schweizerisches Detail: Obwohl der Julier im Laufe der Jahre massiv an Bedeutung verloren hatte, wurde er als erster Pass in der Schweiz zwischen 1935 und 1940 durchgängig asphaltiert.

Es spielt keine Rolle, von welcher Seite aus Sie diesen Pass befahren wollen (ich fahre jeden Pass grundsätzlich immer von beiden Seiten ab), aber wenn Sie den Julier befahren, dann möchte ich Ihnen wärmstens empfehlen, sich auf der Engadiner Seite etwas Zeit zu nehmen und die Ortschaften Marmorera, Sur, Mulegns (!), Bivio und Tinizong zu erkunden. In Marmorera beginnt der (für Motorverkehr gesperrte) Septimerpass, wie der Julier ein sehr lange Zeit sehr wichtiger Pass, den man heutzutage als Wanderweg abarbeiten kann. Die anderen Ortschaften bieten einen sehr nachhaltigen Blick darauf, in was für einer strukturschwachen, wenn nicht gar armen Teilwelt der Schweiz man sich aufhält. Diese Region war – im Gegensatz zu Silvaplana und Sankt Moritz – nie reich, manchmal sogar bettelarm. Bis zum heutigen Tage kann man hier (teilweise über Jahre hinweg) Gebäude entdecken, die zum Verkauf stehen, vor allem Gebäude erbaut in der Zeit um 1860 bis 1890, als die Alpen touristisch erschlossen wurden. Hier hat der Tourismus nie so richtig Fuss fassen können und noch heute ist hier die Sicherung der eigenen Existenz sehr schwierig. Ein klassisches Beispiel für jene Zustände ist das Posthotel Löwen in Mulegns, ein typischer Hotelbau aus der Zeit, als vor allem in der Region um den Albulapass herum vergleichbare Bauten entstanden. Man kann diesem Bauwerk seinen Zustand bereits auf den ersten Blick ansehen und ich bin mir nicht so ganz sicher, ob das Ding überhaupt noch in Betrieb ist, fest steht aber, dass „man“ sich in dieser Region sehr um diesen Bau bemüht. Ganz ehrlich: Hätte ich die dafür notwendigen Mittel, so würde ich diesen herrlich alten Kasten sofort erwerben – nicht nur wegen seines Namens! Ich mag diesen kleinen Ort Mulegns sehr, ich kann Ihnen das nicht genau beschreiben, aber es war Liebe auf den ersten Blick, als ich ihn entdeckte!

Ich würde den Julier nicht als „besonders anspruchsvoll“ beschreiben. Die Strasse ist durchweg gut ausgebaut und die „Treppen“ in Form von Haarnadelkurven lassen sich auch von Anfängern gut bewältigen. Das Problem am Julier ist, dass er – für meine Begriffswelt – ein sehr majestätischer Pass ist, ausgesprochen eindrucksvolle Ansichten zu bieten hat. Und die können nur allzu leicht ablenken, also entweder nehmen Sie sich Zeit, die Eindrücke auf sich wirken zu lassen, oder aber Sie feilen an Ihrem eigenen Fahrstil. Beides gleichzeitig geht nicht. Er ist für alle Arten von Motorrädern geeignet – aber auch für Schwerlastwagen, generell für alles, was Räder hat. Somit auch für sündhaft teure Sportwagen, die sich gerne mal ein Wettrennen mit Motorrädern liefern. Auf der Passhöhe finden sich zwei Bauten aus Holz, einer in roter, der andere in gelber Farbe gehalten. Der dünnere Turm (in Gelb) nennt sich „babylonischer Turm“ (googeln Sie bitte selbst, was es mit jenem Turm zu Babylon auf sich hat), der kleinere, aber massivere rote Turm steht ziemlich genau auf der Passhöhe und dient als Ausstellungs- und Theaterraum. Beide Türme wurden von dem Theaterregisseur Giovanni Netzer um 2017 herum realisiert und haben lediglich temporären Status (werden also wann auch immer wieder verschwinden). Auf einer Länge von 43 Kilometern steigt dieser Pass auf 2284 Metern ü. N. N., das maximale Gefälle / die maximale Steigung beträgt 13 Prozent. Gut gemeinter Rat: Tanken Sie vor jenem Pass, also irgendwo in Tiefencastel, Tinizong oder Bivio. Benzin bekommen Sie erst wieder in Silvaplana oder Sankt Moritz. Und dort ist es sicherlich deutlich teurer, als auf der Engadiner Seite jenes Passes. Ein paar Eindrücke von einer Fahrt über den Julier vom 7.8.2020 finden Sie hier.

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