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Man muss dieser Tage doch ein wenig Improvisationsvermögen, Spontanität und Frustrationsresistenz mitbringen, will man in der Schweiz schöne Orte besuchen, denn bedauerlicher Weise sind die Informationen, die man auf so manch einer Internetseite findet, nicht aktuell oder recht ungenau, aufgrund der immer noch herrschenden Pandemie sind manche Orte geschlossen, obwohl sie auf solchen Seiten als „geöffnet“ vermerkt sind. Da aber die Schweiz sehr viel zu bieten hat und Google Maps grundsätzlich „mein Freund“ ist, gestaltete sich der Ausflug zum Staubbachfall im Berner Oberland zu einer sehr schönen Angelegenheit – allein schon aufgrund der Tatsache, dass hier zur Zeit eine vollkommene Touristenflaute herrscht und man in aller Seelenruhe entdecken und fotografieren kann.
Mit 297 Metern Höhe ist der Staubbachfall einer der höchsten Wasserfälle der Schweiz. Er fällt eine nahezu senkrechte Felswand hinab, an der die Winde im Tal von Lauterbrunnen entlang wehen und den Fall regelrecht zerstäuben – zu einem „Staubbach“ machen. Zu bestimmten Zeiten im Jahr kann man ihn weitaus näher betrachten, derzeit aber ist der Zugang zu einer Galerie weiter oben im Fels aufgrund Steinschlages gesperrt. Dennoch ist der Anblick dieses Wasserfalls spektakulär und sehr eindrücklich. Kein geringerer als der grosse deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe liess 1779 sich vom Staubbachfall zu einem seiner bekanntesten Gedichte inspirieren, dem „Gesang der Geister über den Wassern“:
Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen,
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!
Man findet in der Nähe zum Fall einige Hinweise auf den Dichterfürsten. Ich bin kein sonderlich grosser Freund seiner Dichtungskunst, aber ich kann gut nachvollziehen, was ihn seinerzeit dazu animierte, dieses Gedicht zu verfassen. Es passt gut zum Staubbachfall in dieser grandiosen Umgebung! Wie nahezu alle Orte in dieser Umgebung ist auch Lauterbrunnen stark, wenn nicht ausnahmslos auf den Tourismus ausgerichtet, haben Sie das einfach im Hinterkopf, wenn die Massnahmen gegen die Corona-Pandemie Schritt für Schritt weiter gelockert werden. Jetzt trifft man in dieser Gegend bestenfalls auf ein paar nahezu“ verirrt“ wirkende Lokal-Touristen wie mich, Wanderer, Vélo-Fanatiker und ein paar Gleitschirmflieger, die nahe an der Felswand den Staubbachfall aus einer wohl einzigartigen Perspektive begutachten können, ansonsten ist hier so ziemlich nichts los, die Parkplätze nahezu leer.
Ursprünglich wollte ich noch den Trümmelbachfall begutachten, der nicht weit entfernt liegt, aber aufgrund der Pandemie ist der Zugang zu jenem Areal noch immer gesperrt (entgegen der dazu nicht vorhandenen Angaben auf der Webseite). Ein Blick auf Google Maps und eine kurze mündliche Absicherung am Bahnhof Lauterbrunnen bot dann aber zumindest teilweise eine Alternative: Die Fahrt mit der Zahnradbahn (der „Wengenalpbahn“) nach Wengen, weit oberhalb des Staubbachfalls auf der anderen Seite des Tals, am Fuss von Eiger, Mönch und Jungfrau, gelegen. Wengen ist vor allem durch das „Lauberhorn-Skirennen“ bekannt, aber von hier aus winden sich das ganze Jahr hindurch (normaler Weise zumindest…) unzählige weitere Zahnradbahnen bis hinauf zum Jungfraujoch, voll beladen mit Ski-Freunden und Touristen aus aller Welt. Jetzt aber ist dieser Ort leer gefegt und die Bahn verkehrt immer noch in einem gesonderten Fahrplan lediglich bis hinauf nach Wengen, nicht mehr aber zum Jungfraujoch, welches immer noch für Besucher gesperrt ist. Also hatte ich die sehr eigenartig anmutende Möglichkeit einen vollkommen leer gefegten Tourismusort zu erkunden, der sich sonst kaum vor Menschenmassen aus aller Welt retten kann. All die grossen und zum Teil recht alten Hotel-Kästen wirkten wie in einem Dornröschen-Schlaf, nur wenige Läden und Restaurants hatten geöffnet. Ausser einer Hand voll von Tagesausflügern waren es vor allem Einheimische, die man auf den Strassen und Wegen entdecken konnte. Für meine Begriffswelt eine höchst merkwürdige Stimmung, aber ausnahmslos von grossem Vorteil, um die sagenhafte Aussicht in dieser Ecke der Alpen bei sehr angenehmen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein ablichten zu können.
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