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Wenn es etwas gibt, was mich nahezu magnetisch anzieht, dann sind es sich selbst über- und vom Menschen verlassene Bauten! Somit musste ich regelrecht eines Tages das ablichten, was ich jetzt hier zeige: Das „Restaurant Walensee“. Aber was ist so besonders an jenem Bauwerk an einer Autobahn? Bereits damals, als ich jenes „Ding“ am Rande der A3 entdeckte, bemerkte ich, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Autobahnraststätte handeln könne, es fehlten Zapfsäulen für Benzin und obendrauf waren die Zu- und Ausfahrten zu jenem Komplex zu der Zeit, als ich hier auf dem Rückweg aus dem Bündnerland nach Zürich eine Pause einlegen wollte, ungewöhnlich kurz, weitaus kürzer, als das normaler Weise der Fall ist. Bereits damals war das Restaurant geschlossen, 2003 wurde der Betrieb eingestellt und der ehemalige Besitzer, welcher jenes Etablissement viele Jahre hinweg erfolgreich betrieben hatte, verkaufte den Komplex an jemanden, der damit „Grosses“ vor hatte – aber daraus wurde nichts. Seit 2003 steht dieser Restaurant-Komplex an der A3 und verfällt. Seitdem dieser Komplex verkauft wurde, ist seine Zukunft ungewiss. Einige Pläne wurden geschmiedet, Baubewilligungen aber nicht erteilt und somit ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann dieser Komplex abgerissen werden wird. Bauland ist in der Schweiz rar und teuer; der Walensee, an dem jener Komplex liegt, ein beliebtes und schönes Ausflugsziel. Bauruinen sind in der Schweiz ein Tabu, so etwas gibt es einfach nicht (soll bedeuten: Hat es nicht zu geben).
Mehrere Male versuchte ich, diesen Komplex zu erreichen. Das liest sich einfacher, als das einige Jahre später zu erreichen war, irgendein zuständiges Amt hatte die Zufahrten einfach geschlossen, von der Autobahn aus zu dem Restaurant zu gelangen, war auf legalem Wege unmöglich geworden. Aber jeder Komplex dieser Art muss eine Zufahrt haben, die von einer Autobahn unabhängig ist und so kurvte ich mehrere Male mit meinem Motorrad in der Gegend herum und suchte nach jenem Versorgungsweg, aber ich fand ihn einfach nicht (unter anderem auch deswegen, weil ich gewisse Strassenschilder respektiere). Aber jedes Mal, wenn ich mit meinem Motorrad wieder an dem Restaurant Walensee vorbei fuhr, hämmerte ich es in meinen Kopf: „Jens, Du musst da hin, unbedingt!“. Einer meiner Standard-Sprüche, wenn mich jemand etwas fragt, von dem mir bekannt ist, dass es nur sehr wenig Aufwand bedarf, um Wissen zu erlangen, ist: „Google ist Dein Freund!“. Und tatsächlich war es Google (Maps), welches mir den möglichen Weg zu jenem Komplex wies. Nur so viel dazu: Es führt ein intensiv genutzter Velo-Wanderweg direkt daran vorbei… Bei angenehmen Frühlingstemperaturen ging es dann den Weg entlang und tatsächlich landete ich beim Restaurant Walensee. Auf dem offensichtlichen Weg fand sich aber so gut wie kein einziger Hinweis zu dem Restaurant, keine Wegbeschreibung. Ich notierte in meinem Kopf: „Auch wenn ein Kanton oder eine Gemeinde ein verrottendes Bauwerk wie dieses als Schandfleck betrachtet, Google weist Dir noch viele Jahre lang den Weg dort hin.“. Und somit landete ich viele Jahre, nachdem ich dieses eigenartige Bauwerk entdeckt hatte, beim Restaurant.
Es war eine Reise in eine längst vergangene Welt, eine Welt, die irgendwo gegen Ende der sechziger oder Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrtausends existierte und gute 30 Jahre später abrupt endete. Ehemals gab es hier keine vollwertige Autobahn, sondern lediglich eine Kantonsstrasse, deswegen war es seinerzeit auch nicht nötig, Zapfsäulen und dergleichen zu installieren. Später wurde die Kantonsstrasse in die eine der beiden Spuren der A3 umfunktioniert (die, die vom Süden in den Norden führt, für die Gegenrichtung wurden zahlreiche Tunnel in das Gestein gebohrt und neue Strassen in die Landschaft gehämmert). Das erklärt auch, warum die Aus- und Einfahrten zu jenem Komplex zu kurz waren. Für eine Kantonsstrasse mit verminderter Geschwindigkeit hatten sie gelangt, nicht aber für eine Autobahn. Mit dem Bau der Autobahn war das Schicksal des ehemals so erfolgreichen Restaurants besiegelt.
Nach dem Verkauf wurde hier offensichtlich noch eine Zeit lang gearbeitet, der Bau zumindest ansatzweise modifiziert. Zahlreiche Kabel wurden heraus gerissen, Deckenverkleidungen herunter genommen, andere Installationen vor allem im Küchenbereich aber nicht verändert. Die gesamte Szenerie wirkte auf mich, als hätten die hier tätigen Handwerker von jetzt auf sofort den Hammer fallen lassen und tatsächlich stand noch eine Schubkarre mit Bauschutt mitten im Raum, lagen eine Handwerkszeuge herum, als seien sie vor wenigen Minuten gerade erst abgelegt worden. Einige Räume wurden offensichtlich eine Zeit lang noch privat genutzt, andere wohl von Menschen, die niemals hier hin gehört haben, andere sahen noch so aus, als seien sie erst gestern noch gereinigt worden.
Das Rasthaus Walensee stirbt einen langsamen Tod, einen sehr langsamen, einen typisch Schweizerisch langsamen Tod. Ich möchte bezweifeln, dass es so erhalten bleiben wird, wie ich es kennen gelernt habe, sehr wahrscheinlich wird in recht absehbarer Zeit da etwas aus dem Boden gestampft werden, woran ich mich erst einmal gründlich gewöhnen muss, so habe ich dieses Land zumindest bisher kennen gelernt.
Aber bis zu jenem Zeitpunkt werden hier noch die Geister derer durch die Räume wehen, die seinerzeit hier für Gäste tätig waren, den Betrieb geleitet und ausgebaut haben. Das Gebäude wird weiter langsam vor sich hin verfallen und ich werde mir meine Gedanken machen, wie ich all die anderen Dinge, die ich so in einem „fotografischen“ Kopf habe, vielleicht hier an jenem einzigartigen Ort ins rechte Licht rücken werde. Ein Komplex wie das „Restaurant Walensee“ ist für mich eine der sehr wenigen einmaligen Möglichkeiten, die Bilder, die ich in meinem Kopf habe, so darzustellen, wie ich sie gerne zeigen möchte. Ganz abgesehen davon bin ich unendlich froh, dass ich nach vielen Jahren der Suche endlich den Weg hierhin gefunden habe. Das Restaurant wollte, dass ich mir der Besonderheit, hier Gast sein zu dürfen, bewusst werde…
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