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Meiner bescheidenen Meinung sind nur sehr wenige Flughäfen dieser Welt wirklich sehenswert, auch wenn es sich um logistische Meisterbauten handelt. Ich meide sie, ich fliege nicht so gern, das entschleunigte Reisen liegt mir weitaus mehr, dennoch statte ich dem grössten Flughafen dieses Landes einen Besuch ab, um ihn so abzulichten, wie ich ihn sehr wahrscheinlich nie wieder zu sehen bekommen werde: Nahezu menschenleer. Ich habe eine Vorliebe für grosse Bauten, weite Hallen, in denen sich keine Menschen aufhalten, ich mag dieses höchst eigenartige Gefühl, mit denen die meisten mir bekannten Menschen eher Mühe haben. Also setzte ich mich in Bus und Tram und fuhr zum Flughafen. Bereits am Stadtrand von Zürich leerte sich das Tram deutlich und am Flughafen selbst stiegen nur drei Fahrgäste aus – mich inbegriffen. Wo sonst ein Bus nach dem anderen die jeweiligen Haltestellen ansteuert, herrschte gähnende Leere, nur sehr wenig Menschen befanden sich vor dem Eingangsbereich des Flughafens. Ich stromerte in die Eingangshalle, aber auch hier hielten sich allerhöchstens zwanzig Menschen auf. Die meisten Rolltreppen waren leer und liefen nur im Langsam-Modus. Ich steuerte die Aussichtsterrasse an und durchlief dabei die üblichen Gänge und Hallen, vorbei an endlos erscheinenden Schlangen von nicht besetzten Abfertigungsschaltern, lediglich an einem Schalter sass eine Dame, die sich mit einer anderen, die offensichtlich für irgendeine Fluglinie tätig war, unterhielt. Neben der obligatorischen Corona-Durchsage war nichts zu hören, es war schon fast gespenstisch still in der riesigen Halle. Kein nerviges Klackern der Plastikrollen jener Handkoffer, kein Stimmengewirr, keine Durchsagen zu verspäteten Passagieren, einfach nichts.
Ich erreichte die Aussichtsterrasse, konnte aber nur in ihrem Eingangsbereich ein paar Bilder machen, sie war wie so viele Institutionen gesperrt. Auf den riesigen Flächen zwischen den Terminals standen ein paar Flieger der Swiss und Edelweiss, aber auch eine Maschine der Singapore Airlines, was mich etwas verwunderte, aber dazu später mehr. Kein startender oder landender Flieger, keine endlosen Schlangen jener Gepäck-Transportfahrzeuge, kein Düsenlärm, auch hier wieder eine geradezu entrückt anmutende Stille. Ich war nicht allein, zwei weitere Männer standen ebenfalls auf der Terrasse und schauten nachdenklich auf die Szenerie. Ich kehrte wieder um, um noch ein paar weitere Hallen des Flughafens zu erkunden und kam auf dem Weg dahin an einer Flughafen-Kapelle vorbei, die Andachtsräume für jede der grossen Weltreligionen zur Verfügung stellte. Diese waren nicht gesperrt, man durfte sie unter den derzeit allseits bekannten Auflagen benutzen, aber auch hier war keine Menschenseele anzutreffen.
Auf meinem Weg durch die Hallen bemerkte ich an einem Boarding-Abfertigungsschalter eine junge Dame, sowie fünf Reisegäste. Ich wurde neugierig und steuerte die junge Dame an um zu fragen, ob ein regulärer Linienflug statt finden, wohin der fliegen und ob der wirklich Fluggäste mitnehmen würde. Die junge Dame war sichtlich erfreut, dass ich ihr mit meiner Fragerei etwas Abwechslung in ihren offensichtlich nicht allzu umtriebigen Tag gebracht hatte. Sie wies auf eine der Anzeigetafeln und bestätigte, dass es sich um einen Linienflug handeln würde, nicht aber um einen regulären (was sie nicht genauer erklärte). Ich bedankte mich und wendete mich der Anzeigetafel zu. Ganze drei Flüge waren dort verzeichnet: Nach Frankfurt am Main, Kiev und Lissabon, über diesen drei die bereits erwähnte Maschine der Singapore Airlines. Die anderen Anzeigetafeln waren dunkel. Ich wandte mich wieder ab und setzte meinen Weg durch die Hallen fort. Die freundliche junge Dame winkte mir mit eine Lächeln nochmals zu.
Während ich weiter durch die leer gefegten Hallen stromerte, bemerkte ich zwei Kantonspolizisten. Ich nutzte die Gelegenheit, steuerte auf sie zu und machte mich bemerkbar. Unter Einhaltung der derzeit gebotenen Abstände antworteten die beiden sehr freundlichen Polizisten auf meine Fragen, anfänglich auf Hochdeutsch, nachdem ich sie aber darauf hingewiesen hatte, dass ich Schwiizerdüütsch sehr gut verstehen würde, entsprechend (ein in der Schweiz weit verbreitetes Phänomen, wenn man Schweizer auf Hochdeutsch anspricht, das ist ein Automatismus in diesen Köpfen…). Ich wollte wissen, was es mit dem Flieger der Singapore Airlines auf sich hatte. Sinngemäss erklärten sie mir, dass diese Maschine ohne Fluggäste (also leer) in Zürich gelandet sei, damit diese Fluggesellschaft nicht die Landerechte in Zürich verlieren würde. Ich wünschte den beiden, dass diese derzeit sehr ruhigen Zeiten noch so lange wie möglich für sie erhalten bleiben würden, was sie mit einem verschmitzten Grinsen quittierten. Auf dem Weg zur Tram-Haltestelle dachte ich noch eine ganze Zeit über diese Absurdität nach, die das höchst eigenartige Gefühl in den weiten leeren Hallen und auf den Zufahrtswegen zum Flughafen in mir nur noch verstärkten. Wirklich, eine solche Atmosphäre habe schon sehr lange nicht mehr derart intensiv empfunden! Relativiert wurde dieses Gefühl bei meinem Gang durch die Hallen beim Anblick der Frisör- und Schönheitssalons, die sich dieser Tage sicherlich nicht über Kundenmangel beschweren dürften. Was die eigenen Kopfhaare anbelangt, kann ich das ja noch bis zu einem gewissen Grad gut verstehen, aber Fingernägel? Später am Tag klärte mich ein mir sehr wichtiger Mensch auf, warum gerade jetzt so viele sich ihre Nägel machen lassen – nun ja – müssen. Es sind schon sehr (im wahrsten Sinne des Wortes) merkwürdige Zeiten. An diesem Tag gab es nur vier ankommende Flieger, wieder aus Frankfurt am Main, Lissabon, Kiev. Und Athen. Verspätet.
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