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Saint-Tropez

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Gegen Ende der neunzehnhundertfünfziger Jahre entwickelte sich das kleine Hafenstädtchen Saint-Tropez zu einem der Zentren des internationalen Jet Sets an der französischen Côte d’Azur. Wer es etwas ruhiger und wohl auch einst exklusiver haben wollte, liess sich nicht in Nizza, Cannes oder Monaco nieder, sondern hier. Zu einem grossen Teil lag das an der Film- und Kinoindustrie jener Zeit, die hier im Südosten Frankreichs zahlreiche und international bekannte Filme produzierte, vom Drama bis hin zum Actiongenre. Von den bereits genannten Städten war Saint-Tropez die „authentischste“, wenn man diesen reichlich überstrapazierten Begriff überhaupt verwenden möchte, hier ging es nicht ausschliesslich um Reichtum, sondern zumindest ein klein wenig auch um Kunst und Kultur. Viel ist davon nicht übrig geblieben. Von dem Glanz der vergangenen Jahrzehnte weht zwar immer noch ein Hauch durch die teilweise höchst malerischen Gassen, aber alles in allem wirkte Saint-Tropez auf mich wie ein Schattenbild jener Zeit. Natürlich ist es hier immer noch sehr wichtig zu zeigen, was man hat und wer man ist, aber das Alter derer, die sich solcher Lebensphilosophien hingeben, liegt hier deutlich über 50 Lebensjahren. An manchen Ecken erschien mir Saint-Tropez wie ein Altersheim für ehemalige Stars und Sternchen, sowie ihrer Entourage, als hätten sie irgendwann zwischen 1950 und 1965 vergessen, dass es noch eine Welt ausserhalb des Hafenstädtchens gibt. Somit kam in den letzten Jahren die Aussenwelt nach Saint-Tropez, praktisch jedes bekannte Mode-, Schmuck- und Parfumlabel hat hier eine entsprechend hergerichtete Dependance aufgebaut. Trotzdem kann man noch immer gut erkennen, welchen Charme jener kleine Flecken einst gehabt haben muss. Vor allem in der Nähe des turbulenten Hafens, in welchem selbstredend ausschliesslich Yachten jenseits der zwei Millionen Euro Kaufpreisgrenze liegen, reiht sich ein typisches, sehr schmales Haus mit jenen lang gezogenen, aber ebenso schmalen Fenstern an das nächste – aber von der alteingesessenen Bevölkerung sieht man hier nur wenig, der Hafen ist das Jagdgebiet derer, die vor allem zu viel Zeit für vollkommen belanglose Dinge haben, hier sieht man und wird gesehen. Hier verkauft so manch ein lokaler Künstler seine Werke, während mehr oder minder wohlfeil reanimierte und restaurierte Musterexemplare für die Anwendung von Botox und Silikon Zeugnis davon ablegen, wie sehr sich ein Mensch verjüngen lassen kann – oder eben auch nicht.

Das „normale“ Leben spielt sich in Saint-Tropez jenseits der Einkaufspassagen und des Hafens ab. Wenn man nur ein klein wenig durch die Seitengassen streunt, so begegnet man anderen Menschen, reich, wie auch arm, die Clochards sind auch hier recht zahlreich – ein Anblick, an den man sich in den Städten Südfrankreichs gewöhnen sollte, wenn man gedenkt, in dieser Region Urlaub zu machen. Aber selbst hier wird noch Wert darauf gelegt, zu zeigen, wer man ist und was man hat, nicht selten ähneln die mitgeführten Vierbeiner ihren Besitzern. Auf einem der typisch französischen, für meine Begriffswelt wunderschönen Plätze aber kann man sie noch immer entdecken: Die Pétanque-Spieler! Viele von den zuschauenden Mitspielern haben ein Glas Wein in der Hand und eine Zigarettenmarke im Mund, die heute inzwischen unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen dürfte, sie sitzen auf jenen uralten, wunderschönen, aber auch grauenhaft unbequemen Bänken und kommentieren das Spiel des gerade aktiven Menschen. Ich könnte jenem äusserst eigenen Treiben stundenlang zusehen, das ist für mich typisch Frankreich und hat nichts mit jenen vergänglichen Eitelkeiten des Jet Sets zu tun, wie sie sich am Hafen abspielen.

Natürlich wollte ich bei meinem Besuch ein ganz bestimmtes Gebäude aufsuchen. In meiner Jugend war ich begeistert von jenen überklamaukigen Komödien, in welchen Frankreichs Star-Komödiant jener Zeit Louis de Funès hier in Saint-Tropez als Gendarm (Polizist) sein Unwesen trieb. Wenn ich mich recht entsinne, sind seinerzeit ganze sechs Filme mit ihm in jener Funktion damals gedreht worden. Ich besitze zwar noch einige jener Filme, aber heute stelle ich sie meistens nach wenigen Minuten wieder ab, sie sind – wie die Zeit, in der Saint-Tropez zu seinem Ruhm gelangte, – vollkommen überdreht, anstrengend und teilweise sogar regelrecht nervig. Trotzdem musste ich die Gendarmerie unbedingt sehen, ich wollte den Ort sehen, an dem diese Filme entstanden waren. Sonderlich weit kam ich mit meinem Anliegen nicht, das gesamte Areal der alten Gendarmerie wurde zu jenem Zeitpunkt renoviert und restauriert. Ich hoffe nur, dass sie heute nicht in jenem äusserst abweisenden, recht trutzigen Erscheinungsbild daher kommt, wie es so manch eine andere Gendarmerie in Saint-Tropez macht. Apropos Film und vergangene Zeiten: Noch heute werden in Saint-Tropez viele Filme, also auch jene Klamauk-Komödien mit Louis de Funès, gezeigt, viele Filme, die zu jener Region einen Bezug haben. Auch in diesem Punkt scheint in Saint-Tropez die Zeit irgendwann nach 1965 stehen geblieben, der Verfall wie in einer Zeitlupe eingefroren worden zu sein.

Ein gut gemeinter Rat: Sollten Sie Saint-Tropez einen Besuch abstatten, dann empfehle ich Ihnen dringend, wenigstens ab und an den eigenen Blick von der Horizontal-Ebene nach oben zu wenden (und wenigstens mindestens genau so ab und an auch wieder auf den Gehweg unter Ihren Füssen, sonst kann das Folgen für Ihre Fussgelenke haben…). Wie das mit der Wahrnehmung des Menschen so ist, könnten Ihnen sonst die wirklich sehenswerten Aspekte in Saint-Tropez entgehen! Nur wer sein Auge ab und an auch mal nach oben schweifen lässt, wird etwas absonderliches entdecken. Dazu gehört unter anderem eine Inschrift an der Fassade eines recht alten Gebäudes, welche dieses als ehemaliges öffentliches Bad ausweist. Öffentliche Bäder (oder besser: Waschgelegenheiten) sind vor allem im Süden Frankreichs anzutreffen. Diese Bade- und Waschkultur hat Europa insbesondere den Mauren zu verdanken, die einst von Afrika aus Europa zu erobern suchten. Man sollte sich ohnehin mal ab und an in Erinnerung rufen, wieviel Europa vor allem denjenigen zu verdanken hat, die jetzt wieder über das Mittelmeer zurück nach Afrika gejagt werden, es waren vor allem die Mauren, die einst den barbarischen Europäern die Grundlagen der Körperreinigung beibrachten! Aber auch sonst lohnt es sich, den Blick nach oben zu wenden. Nicht selten kann man in Saint-Tropez auf Gebäude treffen, deren Erdgeschoss eine Nobel-Boutique beherbergt, deren Obergeschosse aber seit Jahrzehnten zum Verkauf angeboten werden und entsprechend unbewohnt verkommen. Und an so manch einem Fenster kann man dann auch sehen, was vor allem Frau Saint-Tropez am eigenen Leibe trägt, egal, ob restauriert oder reanimiert oder nicht. Also, die jeweilige Besitzerin…

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