Der Streuner
  • Start
  • Zürich
  • Schweiz
  • Pässe
  • Wanderungen
  • Welt
  • Vorheriger
  • Nächster

Ebenalp

Kategorie: Schweiz
Zeige weitere Beiträge dieser Kategorie
  • Rheinfall
  • Türler See
  • Moléson
  • Chasseral, Doubs & Goumois
  • Katzensee
  • Ruine Wildenburg
  • Kemptner Tobel
  • Tüfels Chilen
  • Thun
  • Wildpark Bruderhaus
  • Schöllenenschlucht
  • Vitznau & Rigi
  • Gruyères (Greyerz)
  • Leibstadt
  • Lavertezzo
  • Ebenalp
  • Giger Bar Chur
  • Museum HR Giger
  • Wildnispark Langenberg
  • Lugano
  • Jungfraujoch
  • Kaiserstuhl
  • „Schipkapass“-Bahn
  • Flughafen Zürich (menschenleer)
  • Aare-Schlucht
  • Montreux
  • Bruno-Weber-Park
  • Parc Ela
  • Ruinaulta
  • Restaurant Walensee
  • Staubbachfall & Wengen
  • Lai da Palpuogna
  • Kyburg
  • Chur
  • Soliser Viadukt
  • Mittelalter-Märkte
  • Schwarzsee
  • Bellinzona
  • Ruine Alt-Ramschwag
  • Strandbad „Lido“ am Aegeri-See
  • Spinnerei Jakobstal
  • Endingen
  • Höllgrotten
  • Paxmal
  • Egelsee
  • Tektonikarena Sardona
  • Brienz & Giessbachfall
  • The Circle
  • Klingnauer Stausee

Der Jahreswechsel von 2019 zu 2020 führte mich nach Appenzell-Innerrhoden, dem kleineren der beiden Appenzell-Kantone. Weder ich, noch meine Begleitung wollten den Jahreswechsel in Zürich verbringen, wir mussten raus und vor allem weit weg von dem alljährlich wiederkehrenden Blödsinn, der sich vor allem um das Seebecken von Zürich herum abspielt. Nachdem eine erste Planung aufgrund beruflich bedingter Torpedierung gründlichst zunichte gemacht wurde, mussten wir etwas improvisieren und landeten schliesslich in dem kleinen Nest mit Namen Schwende, nahe der Ebenalp am äussersten Ende des Alpsteingebirges, zu welchem unter anderem die allseits bekannten Gipfel mit Namen „Säntis“ und „Hoher Kasten“ gehören. Hinter jenem Gebirgszug liegt das Fürstentum Liechtenstein und dahinter wiederum Österreich. In gewissem Sinne verbrachte ich also meine Zeit in einem Dreiländereck oder zumindest in der Nähe von einem solchen. Hier ist man aber auch nicht weit vom Bodensee entfernt, der selbst in der kalten Jahreszeit grossen Einfluss auf die klimatischen Bedingungen in dieser Region hat. Sogar jetzt an den ersten Tagen des neuen Jahres erschienen mir hier die Wiesen um ein vielfaches grüner, als in Zürich und Umgebung. Allerdings kann es hier auch dauerhaft weitaus nebliger sein, je nachdem, in welcher Höhe man sich aufhält. Die wenigen Male, wo ich zuvor im Appenzellerland unterwegs war, sind mir dauerhaft in Erinnerung geblieben, ich mag die schön geschwungenen Hügel der tiefer gelegenen Regionen sehr und hier mit dem Motorrad die kleinen Landstrassen abzufräsen, ist eine wahre Wonne! Diese Region und vor allem die höheren Lagen sind bei all jenen sehr beliebt, die dem dicken Flachlandnebel im Winter entfliehen wollen oder aber hier Wintersportarten aller Arten betreiben möchten, entsprechend kann es hier bei guten Wetterlagen zugehen. Von Appenzell aus gelangt man entweder über den Strassenweg oder mit einem Zug der Appenzeller Bahnen in das Tal, in welchem Schwende und am Ende die Ortschaft Wasserauen liegen. In Wasserauen befindet sich die Talstation der Seilbahn, die zur Ebenalp auf 1644 Metern über dem Meeresspiegel führt. Man mag es kaum glauben, wenn man dort oben angekommen ist, aber bereits vor vielen tausenden von Jahren gab es hier erste „Zivilisationen“, Verwandte der Neandertaler gingen auf Jagd und lebten in dieser unwegsamen Region. Auf der Alp angekommen bietet sich dem Betrachter – in Abhängigkeit von der Wetterlage – eine fantastische Aussicht über das Umland! Man kann bis weit über den Bodensee hinweg sehen und die umliegenden Gebirgszüge des Alpsteingebirges zeigen sich in einer beeindruckenden Klarheit, man kann hier sehr gut erdgeschichtliche und tektonische Entwicklungen betrachten!

Selbstredend gibt es hier oben das obligatorische Gasthaus und wer sich das leisten kann, weilt selbst an solch speziellen Tagen wie Sylvester oder Weihnachten hier oben in luftiger Höhe, entsprechend muss, kann und darf man damit rechnen, dass sich hier oben auch so manch eine mehr oder minder sehenswürdige biologische Lebensform herum treibt, wie man sie sonst nur in der Zürcher Bahnhofstrasse antreffen kann: Allemal „en vogue“ gekleidet, nur nicht unbedingt auch sachdienlich für diese Region. Wie sich das für ein Wintersportgebiet gehört, dreht sich auch hier auf der Ebenalp so einiges um das Prinzip „sehen und gesehen werden“, hier trifft High-Tech-Schneematerial auf indianisch anmutende Esoterik, Zürich-Seefelder Ganzjahresdaune (für Temperaturen ab 18 Grad Plus Celsius bis geschätzte 2 Grad Plus tauglich) auf echte Alpindaune (für alles ab 0 Grad Celsius und weitaus niedriger). Sollten Sie nicht so recht nachvollziehen können, warum und inwieweit mir so manch ein Artgenosse hier oben wie eine Darstellerfigur aus einem gediegenen Panoptikum erschien: Sehen Sie es sich selber an, so einfach ist das. Aber machen Sie sich selbst einen Gefallen und ignorieren Sie solche Begleiterscheinungen menschlicher Eitelkeit, die umgebende Natur ist weitaus spektakulärer und ansehnlicher (und ganz abgesehen davon auch weitaus unvergänglicher, insbesondere, wenn es um die Wirkung der allgegenwärtigen Schwerkraft auf wahlweise mehrere Millionen Jahre altes Gestein oder aber neuzeitlich implantiertes Silikon geht…).

Die meisten Besucher, die in dieser Region weilen, sind Tagesgäste. Sollten Sie aber beabsichtigen, hier länger zu verweilen, so kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung eine Unterkunft sehr empfehlen: Den Gasthof „Frohe Aussicht“ in Schwende. Um das vorweg zu nehmen: Schwende und die direkte Umgebung sind jetzt nicht unbedingt das, was ich als Aussicht bezeichnen würde, die mich sonderlich froh machen würde, ganz abgesehen davon hängt es sehr stark vom Nebel ab, ob man überhaupt eine Aussicht von jenem Gasthof geniessen darf, aber für sich genommen hat dieser Gasthof einiges zu bieten. Die Betreiber-Familie ist seit Generationen regional verwurzelt, Verwandte bewirtschaften die Bergstation auf dem nahe gelegenen und sehr beliebten Säntis. Wenn man keine allzu hoch geschraubten Ansprüche hat, so kann man mit der Unterkunft durchaus zufrieden sein, aber die kulinarischen „Schweinereien“ (wie man in meiner Heimat zu sehr ansprechenden und schmackhaften Speisen zu sagen pflegt), die man hier serviert bekommt, sind teilweise wirklich spektakulär! Uns erwartete ein Überraschungsmenü (und das blieb auch bis zum Servieren wirklich eine Überraschung), welches uns in manchen Teilen schlichtweg begeisterte! Hier wird experimentiert, erschaffen, mit Begeisterung und Liebe zum Beruf aus einem sehr breiten Fundus an kulinarischen Wissen geschöpft und dem Gast serviert, aber auch die „normale“ Speisekarte ist weit entfernt von „Durchschnitt“ und ausgesprochen schmackhaft (aber sie ist auch im oberen Preissegment angesiedelt…). Das Cordon Bleu wird hier mit Appenzeller Käse und Mostbröckli zubereitet, entsprechend intensiv ist der Geschmack, aber bisher habe ich nur im weit entfernten Chur ein vergleichbar gutes Konkurrenzexemplar geniessen dürfen, die Salate sind durch die Bank weg frisch und sehr knackig, die Desserts für sich allein schon mehr als nur eine einzige Sünde wert, auch ist die Weinkarte sehr umfangreich und lässt keine Wünsche offen. Ich empfand es als ausgesprochen wohltuend, zufriedenstellend und schön, erfahren zu dürfen, dass die Betreiberfamilie Anregungen für die hauseigenen Speisen auf Reisen in verschiedene Regionen der Welt aktiv sammelt und auch entsprechend auswählt. Man erhält sogar Antwort auf Fragen, wie welches Menübestandteil erschaffen worden ist, welche Zutaten benötigt werden (aber wie das so ist: Fragen bedeutet nicht immer, dass man auch vollumfänglich Auskunft erhält, auch hier in Schwende greift das Loriot-Prinzip, dass eine „Hausfrau“ derartiges im Gefühl hat…).

Auch wenn ich die Landschaft von Appenzell Innerrhoden grundsätzlich sehr mag, so ist der Gesamteindruck auf mich eher von der schweren Sorte, ich kann Ihnen das bei bestem Willen nicht genauer erklären. Ich habe durchaus einen ausgeprägten Sinn für „schwer und düster“, aber ich würde hier nicht gerne leben wollen, dazu ist es mir zu schwer und düster. Dieser Eindruck verstärkte sich in mir, als wir bei von mir ansonsten sehr geliebten dickstem Nebel die an und für sich durchaus sehenswerte Kantonshauptstadt Appenzell besuchten. In meinem Kopf spulten sich Filme ab, die Sorte von Filmen, in welchen bei entsprechenden Wetterlagen sich vor allem in alpinen Regionen zum Teil höchst blutrünstige Morde ereigneten (und eine solche Mordtat hat sich tatsächlich vor nicht allzu langer Zeit am Säntis ganz in der Nähe ereignet…). Dürfte ich einen Film dieser Art drehen, ich würde ihn hier drehen, da wäre der Zuschauer schon tot, noch bevor sie oder er überhaupt das Kino betreten hat, derart schwer kann hier so manches Haus, so manches Tal, so manch eine Wetterlage anmuten. Aber hier kann es auch wunderschön sein! Selten habe ich die laublosen Bäume und Sträucher des Winters derart kunstvoll mit Raureif überzogen gesehen, wie zum Jahreswechsel von 2019 auf 2020, der nebenbei angemerkt auch Jahrzehntenwechsel war. Sollte Ihnen das immer noch zu düster erscheinen, so können Sie dennoch auf etwas zurück greifen, was – je nach Betrachtungswinkel und Erfahrungsschatz – durchaus in dieser Region noch herzerwärmend wirken kann und nicht nur in Städten wie zum Beispiel Zürich heiss begehrt ist: Auch die Appenzeller Bahnen bieten Extra-Fahrten an, in welchen Fondue serviert wird. Ob aber in den verwendeten Fahrzeugen auch wie in den neuen vom Hersteller Stadler-Rail USB-Anschlüsse für die Geeks der Neuzeit vorhanden sind, kann ich Ihnen nicht versichern. Ich pflege Fondue in Ruhe zu geniessen. Nicht rollend und nach Fahrplan.

 

Teilen mit:

  • Klick, um auf Facebook zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
  • Klick, um über Twitter zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
  • Klicken, um auf Telegram zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
  • Klicken, um auf WhatsApp zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
This entry was posted in Schweiz
Teilen

Ähnliche Beiträge

  • Klingnauer Stausee

    22. Februar 202122. Februar 2021
  • The Circle

    9. Februar 2021
  • Brienz & Giessbachfall

    12. Dezember 202015. Dezember 2020

Post navigation

  Lavertezzo
Giger Bar Chur  

Kategorien

  • Ausstattung & Technik(5)
  • Berlin(6)
  • Deutschland(7)
  • Frankreich(9)
  • Indonesien(1)
  • Länderspezifische Hinweise(2)
  • Liechtenstein(1)
  • Österreich(1)
  • Pässe(25)
  • Portugal(1)
  • Schweiz(49)
  • Spanien(18)
  • Türkei(1)
  • Wanderungen(2)
  • Welt(40)
  • Zürich(33)

Zürich

  • Monte Diggelmann

    24. Februar 2021
  • Friedhof Enzenbühl

    19. Februar 2021
  • Platzspitz

    14. Februar 2021

Schweiz

  • Klingnauer Stausee

    22. Februar 2021
  • The Circle

    9. Februar 2021
  • Brienz & Giessbachfall

    12. Dezember 2020

Pässe

  • Oberalp

    28. August 2020
  • Julier

    7. August 2020
  • Brünig

    5. August 2020

Welt

  • Ipf

    10. Juli 2020
  • Erste Auslandsreise 2020

    27. Mai 2020
  • Fréjus

    12. Mai 2020

Archiv

  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019

Sonstiges

  • Über den Streuner
  • Ausstattung & Technik

© 2019 Jens Liedtke, BlackMac.ch