Der Schwägalppass verbindet über eine Länge von 12 Kilometern die Kantone Sankt Gallen und Appenzell-Ausserrhoden. In Neu-Sankt-Johann (Sankt Gallen) beginnend steigt er bei einer maximalen Steigung von etwas mehr als zehn Prozent auf 1.300 Meter und endet in dem malerischen Ort Urnäsch (Appenzell-Ausserrhoden). In der Nähe der Passhöhe befindet sich der Säntis, ein sehr markanter Berg in der Alpstein-Kette, der bei guten Wetterlagen sogar von der Schwäbischen Alb und dem Schwarzwald in Deutschland aus gesehen werden kann. Mit den sehr grossen Gondeln der örtlichen Seilbahn kann man sich auf den Gipfel verfrachten lassen und von dort oben den Blick über ganze sechs Länder schweifen lassen: Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien, Liechtenstein und Frankreich. Entsprechend ist hier der Besucherandrang, diese Region ist stark von Touristen frequentiert – auch unter der Woche! Da der Pass gut ausgebaut ist, sind hier auch viele Velo-Fahrer unterwegs. Haben Sie das als Lenker eines motorisierten Fahrzeuges bitte im Hinterkopf, wenn Sie diese intensiv befahrene Strasse erkunden und nehmen Sie Rücksicht! Wer das notwendige Kleingeld hat, kann am Fuss dieses markanten Berges sich auch in einem Hotel einquartieren, einem typischen Beton-Klotz, wenig reizvoll, aber topp-modern. Aus historischer Sicht gibt es nicht viel zu jenem Pass zu sagen, der Säntis aber erlangte 1922 eine nur wenig bekannte traurige „Berühmtheit“: Hoch oben auf dem Gipfel ermordete ein Schustergeselle den Wetterwart und dessen Frau, der Geselle erhängte sich wenige Wochen später in einer Alphütte – „schönes“ Ausgangsmaterial für einen Alpenthriller (und tatsächlich wurde dieses Drama in dem Streifen „Der Berg“ von Markus Imhoof 1990 verfilmt)! Wenn Sie beabsichtigen, auf den Säntis zu gelangen, nehmen Sie passende Kleidung mit. Das Wetter kann hier sehr schnell von einem Extrem ins andere kippen. Die höchste hier gemessene Temperatur betrug im Juni 2019 gerade einmal 21 Grad Celsius, 1905 waren es -32 Grad, Schneehöhen von 7 bis 8 Metern sind keine Seltenheit und obendrauf ist der Säntis auch noch ein Blitz-Magnet.
Die Passstrasse an sich stellt keine aussergewöhnlichen Anforderungen, man kann diesen Pass auch als Fahranfänger zügig befahren, sogar die wenigen Haarnadelkurven sind nicht übermässig anspruchsvoll. Für meinen persönlichen Geschmack ist die Seite auf Appenzell-Ausserrhoder Boden weitaus schöner, als die Sankt Galler, aus diesem Grunde empfehle ich auch die Anfahrt von Urnäsch aus. Wenn man Zeit hat, kann man diesen Pass auch beidseitig befahren, ist allemal ein gutes Training und auf der Appenzeller Seite laden weitaus schönere Lokalitäten zum Verweilen ein, als auf Sankt Galler Seite – aber das müssen Sie selbst beurteilen.
Das lang gezogene Urnäsch ist allemal sehenswert. Nehmen Sie sich ruhig etwas Zeit und erkunden Sie die kleinen Seitengassen. Hier findet sich so manch ein Hof mit den so wunderschönen typischen Bauerngärten und der eine oder andere recht lauschige Gasthof. Zwischen den Gebäuden eröffnet sich immer mal wieder ein Ausblick auf die sehr markante und schöne Landschaft dieser Gegend. Apropos „schöne Landschaft“: Man muss kein eigenes Fahrzeug besitzen, eine Postbus-Linie verkehrt über diesen Pass und kann Sie zu den zahlreichen Wanderwegen dieser Region bringen. Im Winter können Sie auf diesem Wege auch einige Langlauf-Loipen und Ski-Pisten erreichen. Oder mit anderen Worten: Hier geht es eigentlich immer irgendwie hoch her…
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