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Man merkt deutlich, dass man sich der touristisch geprägten Mittelmeerküste nähert, wenn man dem Kastell von Miravet einen Besuch abstattet: Man kann deutlich mehr Nummernschilder anderer Länder auf den Strassen entdecken. Briten, Deutsche, Holländer (erstaunlicher Weise ohne Wohnanhänger!), Portugiesen…. und ja, über Zürcher und Berliner stolpert man einfach immer überall! Auch die Ortschaften orientieren sich hier näher am Tourismus, es gibt mehr Unterkünfte und die Läden sind vielfältiger. Aber mich interessierte fast ausschliesslich das wuchtige, sehr trutzige Kastell, welches direkt an einer sehr scharfen Krümmung des Ebro gelegen ist. Man kann direkt bis zum Kastell mit dem eigenen Fahrzeug heran fahren, es steht ein grosser Parkplatz zur Verfügung, der sicherlich zu anderen Jahres- und Tageszeiten bummsvoll sein dürfte. Ich hatte aber Glück, es waren nur wenige Besucher vor Ort.
Das Kastell hat sehr alte Wurzeln, die ältesten Überreste iberischen Ursprungs weisen auf das Jahr 200 nach Christus hin, die ältesten Reste einer Kastell-artigen Anlage auf das elfte Jahrhundert nach Christus, als die andalusischen Herrscher sich gegen die katalanischen Adligen zur Wehr setzen mussten. Danach waren es vor allem die Templer, die den Bau erweiterten und verstärkten, von ihnen sind die meisten Spuren hier anzutreffen. Als dieser Orden aufgelöst werden sollte, weigerten sich die Templer, dieses Kastell aufzugeben, 1308 fiel nach nach fast einjähriger Belagerung in die Hände des Papst-treuen Hospitaller-Ordens. Mehrfach wurde danach die Anlage verlassen, wieder reaktiviert und modifiziert, vor allem im 19. Jahrhundert wechselten die Besitzer sehr oft, zahlreiche Kriege wurden hier ausgetragen. Erst 1990 überschrieben private Besitzer das Kastell an die katalanische Regierung, welche seitdem zahlreiche Ausgrabungen durchführen lässt.
Das Kastell ist eine sehr schlicht gehaltene Anlage mit teilweise mehreren Metern starken und vor allem sehr hohen Mauern. Es waren vor allem die Templer, die das Erscheinungsbild des Kastells prägten. Ihre Erfahrungen aus den verschiedenen Kreuzzügen liessen sie direkt in die Konzeption der Burg einfliessen und daher ähnelt dieses Kastell einigen vergleichbaren Anlagen in Jerusalem und den umgebenden Gebieten. Es mag schmucklos erscheinen, fast schon „streng“, aber ich mag diese klaren Linien weitaus mehr, als die Schnörkel anderer Stilrichtungen. Ich wunderte mich über die Grosszügigkeit und Leichtigkeit manch eines Raumes, besonders das alte, sehr klar gestaltete Kirchenschiff im Herzen der Anlage beeindruckte mich sehr! In dem Rosetten- und dem Altarraumfenster war kein Glas verwendet worden, hauchdünn geschliffene Achatplatten strahlen hier ihre einzigartige Schönheit aus und tauchen alles in ein sandig-gelbliches warmes Licht. Über dem Kirchenschiff befindet sich eine riesige Terrasse, von der aus man einen fantastischen Überblick über das Umland hat. Hier kann man deutlich sehen, wie fruchtbar der Boden ist, die Vegetation unterscheidet sich deutlich von der der Terra Alta. Aber ein gut gemeinter Rat zu jener Terrasse ist noch angebracht: Der Aufstieg ist über eine extrem enge Wendeltreppe mit sehr kleinen und vor allem ausgelatschten alten Stufen zu absolvieren! Die Templer müssen extrem feingliedrige Menschen gewesen sein, „halbe Handtücher“, wie man das in meiner Heimat zu nennen pflegt! Es gibt nur diese eine Wendeltreppe da rauf. Will man wieder hinunter, muss man einfach Glück haben oder aber das „Schleusenprinzip“ verstanden haben. Ich bin nicht gerade eine zierliche Erscheinung und so musste ich mich leicht verdrehen, um beim Aufstieg nicht mit meinen beiden Schultern dauernd irgendwo anzuecken. Sie können sich also vorstellen, was das für ein Akt war, ein einem sehr schlanken jungen Franzosen vorbei zu kommen, der hinauf wollte, als ich bereits wieder am Abstieg war… Und noch etwas: Nehmen Sie sich Trinkwasser mit! Die grossen Freiflächen bieten nur sehr wenig Schatten in Form von Bäumen, die hellen Steine wirken wie Spiegel, hier verbrennt man regelrecht. So oder so: Das Kastell ist sehr sehenswert, lassen Sie es nicht am Strassenrand liegen, wenn Sie schon in dieser wunderschönen Ecke der Welt sind!
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