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Ich fuhr früh am Morgen von meinem Ausgangspunkt los, um mir La Pobla de Massaluca und Gandesa anzusehen. Ich hatte gerade den herrlich kurvigen Aufstieg aus dem Ebro-Tal hinauf zur Terra Alta nahezu hinter mich gebracht, als am Strassenrand der typische Wegweiser zu einem markanten Punkt der Ebro-Schlacht aus dem Nichts auftauchte. 2011 waren wir noch mit dem Wohnmobil unterwegs und liessen dieses am Beginn des Feldweges stehen, liefen die mehr als zwei Kilometer. Nun fuhr ich das Stück mit meinem Motorrad und sollte zum ersten Mal eine Ahnung davon bekommen, wie anspruchsvoll die Zufahrtswege zu jenen gesonderten Punkten sein können. Ein gut gemeinter Rat: Überlegen Sie sich das gut, ob Sie diese Strecke mit Ihrem Fahrzeug absolvieren wollen! Entweder, es ist geländegängig oder aber Sie besitzen einen alten klapprigen Kleinwagen, um den es im Zweifelsfalle nicht schade ist (aber sorgen Sie auch dafür, dass dieser dort beseitigt wird, sollte er seinen Geist aufgeben!). Ich tastete mich vor allem gegen Ende der Strecke Meter für Meter vorwärts, wäre mir hier etwas zugestossen, so hätte das sicherlich für lange Zeit niemand bemerkt, diese 2 Kilometer sind durchaus schwierig! Ich erreichte das Gebiet, in welches 1937 insgesamt knapp 300 Meter Schützengräben gebuddelt worden, heil und in einem Stück, aber ich war auch froh, dass ich zumindest schon einmal wenigstens den Hinweg geschafft hatte. Ich nahm einen grossen Schluck aus meiner Wasserflasche und streunte im Gelände herum. Diese Schützengräben hatten vor allem eine defensive Funktion. Als die Republikanische Armee nach der gescheiterten Offensive gegen die Ortschaft Gandesa sich dazu gezwungen sah, den Rückzug anzutreten, kam jener Stellung in diesem höchst unwegsamen Gelände eine besondere Bedeutung zu. Aus strategischer Sicht sollte diese Stellung die Zufahrt in Richtung Riba-roja d’Ebre versperren, anrückende Fahrzeuge der Franquisten aus Fayon oder La Pobla de Massaluca wären von weit her zu sehen gewesen, darüber hinaus waren die Kampfflugzeuge der Legion Condor, die in dem nahe gelegenen Mequinenza stationiert waren, schnell zu bemerken, militärische Bewegungen auf dem Ebro waren ebenso nicht verdeckt durchführbar. Diese Stellung sicherte vielen Republikanern einen halbwegs sicheren Rückzug.
Aber diese Stellung hatte noch aus einem ganz anderen Grund eine besondere Bedeutung. Hier oben auf diesem Felsgrat gab es eine der in dieser Region extrem seltenen Regenwasserzisternen, die ursprünglich zur Bewässerung der umliegenden Olivenbaum-Plantagen genutzt wurde. Man muss sich das einfach mal vorstellen: Für uns heutzutage im „normalen“ Europa ist es eine Selbstverständlichkeit, den Wasserhahn aufzudrehen und Trinkwasser konsumieren zu können, für mich war es schon recht gewöhnungsbedürftig, nicht chloriertes Trinkwasser abgefüllt kaufen zu müssen und mit meinem Motorrad herum zu transportieren. Wie muss es erst dann den Soldaten beider (!) Seiten ergangen sein, die in dieser Region vor allem eines benötigten: Wasser! Die Franquisten hatten grosse Mühe, diese Stellung einzunehmen, das extrem unwegsame Gelände ohne alternative Wege oder Strassen zwang sie dazu, alles zu Fuss querfeldein in das Kampfgebiet zu transportieren. Und die einzige Wasserquelle war die, die die Republikaner mit 300 Metern Schützengräben gut gesichert hatten. Ich schaute mir das Gelände genau an, liess meinen Gedanken freien Lauf und meine Blicke schweifen. Kurz bevor ich den Rückweg antrat, nahm ich einen weiteren Schluck aus meiner Wasserflasche, dieses Mal aber einen kleineren. Ich trank das, worum sich einst hier Republikaner und Franquisten bekriegten, weitaus bewusster. Und erneut war ich froh, auch den Rückweg heil überstanden zu haben. Schade hingegen war, dass nichts von den Gänsegeiern zu sehen war, welche man vor vielen Jahren hier angesiedelt hatte. Diese „fliegenden Bretter“, wie ich sie zu nennen pflege, waren vom Aussterben bedroht, aber die Bemühungen einiger Naturschutzorganisationen hatten sich ausgezahlt, hier konnte dieser riesige Geier wieder Fuss fassen.
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